Pfarrausflug nach Ingolstadt am Samstag, den 11. Oktober 2003

Pünktlich um 7.55 startete der Bus mit etwa 30 Teilnehmern in Richtung Norden. Etwas war anders als in den vorherigen Jahren: Zum ersten Male fehlte Pfarrer Summerer, was in einigen Teilnehmern wehmütige Erinnerungen weckte.
Nach kurzer Fahrt über die Autobahn ging es über die Landstraße zu unserem ersten Ziel, zur Kollegiatsstiftskirche St. Arsatius in Ilmmünster. Eine Führung brachte uns die Geschichte der Kirche näher.
llmmünster dürfte nach neuesten Erkenntnissen eine Gründung des Klosters Tegernsee aus karolingischer Zeit sein. Mitte des 8. Jahrhunderts wurden die Gebeine des heiligen Arsatius aus Rom an die Ilm überführt. Er wird als Bekenner verehrt, seine genaue Herkunft ist nicht genau geklärt.
Der heutige dreischiffige romanische Kirchenbau stammt aus dem 13. Jahrhundert, ruht aber auf wesentlich älteren Fundamenten. Außergewöhnlich sind der große Chorherrenbereich und die große, darunterliegende Krypta. Das 13. Jahrhundert war auch die Zeit der größten Bedeutung des Stiftes als Verwaltungs- und Bildungseinrichtung. So soll hier unter anderem der spätere Kaiser Konradin zeitweise erzogen worden sein. Die Bedeutung des Stiftes endete abrupt zu Ende des 15. Jahrhunderts, als es mit fadenscheiniger Begründung aufgehoben und die Reliquien des Heiligen Arsatius nach München überführt wurden. Erst 1846 wurden sie wieder rückgeführt.
Im Laufe der Jahre musste die Kirche viele mehr oder weniger geglückte Überarbeitungen über sich ergehen lassen. Der heutige Zustand geht auf einen Umbau im späten 19. Jahrhundert zurück.

Zweite Station war das Benediktinerkloster Scheyern. Auch hier wurden wir durch einen Bruder des Konventes durch die Anlage geführt.
Das Kloster, eine Wittelsbacher Gründung, steht auf dem Platz der ersten Stammburg dieses Geschlechtes. Es wurde von ihnen bis ca. 1250 auch als Grablege benutzt. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Scheyern die Wiege der Wittelsbacher ist. Sie stifteten auch dem Kloster um das Jahr 1200 die für seine Bedeutung so wichtige Kreuzreliquie. Scheyern teilte in der Sekularisation das Schicksal vieler Klöster und wurde geschlossen. Während die Klosteranlagen rasch verfielen, übernahm die Klosterkirche die Funktion der Pfarrkirche. Ludwig I besann sich der Bedeutung des Klosters und betrieb die Wiederbegründung, die 1838 durch Mönche aus Kloster Metten erfolgte.
Die dreischiffige romanische Marienkirche wurde im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut und erweitert. Sie wurde 1980 durch Johannes Paul II. zur Basilica minor ernannt.
Sehenswert ist die Kreuzkapelle, in der in einer Rokoko Monstranz auch die Kreuzreliquie aufbewahrt wird. Bemerkenswert ist auch, dass der Kreuzweg hier noch eine 15. Station besitzt, nämlich die der Wiederauffindung des Kreuzes durch die hl. Helena.
In der Johannes- oder Stiftskirche, die zunächst als Grablege der Wittelsbacher benutzt wurde, ist ein Bilderzyklus sehenswert, auf dem die Geschichte Scheyerns und der Wittelsbacher dargestellt ist.
Wir wurden dann noch durch die Königskapelle geführt, in der der Überlieferung nach der hl. Stephan von Ungarn mit Gisela, der Schwester des hl. Heinrich getraut wurde und in der noch eines der wenigen erhaltenen Exemplare eines Palmesels aus der Frühgotik zu sehen ist.
Zum Schluß warfen wir noch einen Blick auf das prächtige Barockschnitzwerk der Sakristei.

Anschließend fuhren wir weiter zum Waldgasthof Kastl, wo wir zu Mittag aßen. Nach dem Essen unternahmen die meisten den kurzen Sparziergang zur Wallfahrtkirche St. Kastl, die in unmittelbarer Nähe der Autobahn München Nürnberg liegt. Leider war die Kirche wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

Weiter ging es nach Ingolstadt, wo unsere Gruppe schon von zwei Stadtführerinnen erwartet wurde.
Durch den Taschenturm betraten wir die Altstadt, die -weil sie Festungsstadt war- sich aus militärstrategischen Gründen nicht ausbreiten durfte. Ihre größte Bedeutung hatte Ingolstadt zu Beginn der Neuzeit, als hier auch die erste Universität Bayerns gegründet wurde. Bedeutende Professoren lehrten hier, wie Fuchs, Aventinus, Apian (Vater und Sohn) und Eck. Sie sind auch auf einem Gemälde auf der Rückseite des Hochaltars im stattlichen Münster "Zur Schönen Unserer Lieben Frau" verewigt. Von der Bedeutung der Universität zeugt auch noch die "Alte Anatomie" ein Barockgebäude, das damals der experimentellen Medizin diente und in dem heute das medizinhistorische Museum untergebracht ist. Zwar wurde die Universität 328 Jahren nach ihrer Gründung nach München verlagert, doch ist hier inzwischen wieder die wirtschaftwissenschaftliche Fakultät der kath. Universität Eichstätt Ingolstadt beheimatet.
Ein besonderes Kleinod besitzt die Stadt in der Kirche der ehemaligen marianischen Studentenkongregation: Maria de Victroia. Von außen eher unscheinbar, stellt das Innere einen Höhepunkt der barocken Baukunst in Bayern dar. Besonders beeindruckend ist das Deckengemälde Cosmos Damian Asam, dessen rafinierte Perspektive nur von einem Punkt in der Kirche zur vollen Geltung kommt. Ein weiters Glanzstück ist die barocke Prunkmonstranz des Augsburger Goldschmiedes Johann Zeckl, auf der die Seeschlacht von Lepanto dargestellt ist. Heute ist mit Namen der Stadt ein bekanntes Automobilwerk verbundnen: Audi- der Gründer Horch hat seinen Namen nur ins Lateinische übersetzt.

Nach der Führung blieb noch Zeit für einen Stadtbummel oder die Einkehr in ein Cafe, ehe gegen 17.00 Uhr die Rückfahrt angetreten wurde.

Wir hoffen, dass im nächsten Jahr unsere neue Führungsriege die Zeit findet, uns auf der Fahrt zu begleiten.

Heinrich Grautstück