Pfarreifahrt Mai / Juni 2009

Auf den Spuren des heiligen Franz von Sales

Pilgern bedeutet, wie wallfahren, sich auf den Weg zu heiligen Stätten begeben. Wir wollten die Wirkungsstätten des Hl. Franz von Sales erleben, sehen, empfinden. Die Kraft seiner Spiritualität hat eine große Familie in Gestalt von Orden und Gemeinschaften, die Salesianische Familie, entstehen lassen. Die Salesianer Don Boscos haben die meisten Anhänger innerhalb der Salesianischen Familie.

In der Gegenwart des liebenden Gottes leben, alles auf liebenswürdige, herzliche Art und Weise und zu jeder Zeit tun, ist im Kern die Spiritualität des Hl. Franz von Sales. Mit seiner gelebten Spiritualität überzeugte er, als Gegenreformator zu Calvin, viele Christen. Sie wandten sich wieder vom Calvinismus ab und dem Katholizismus zu. Für die Verbreitung seines Glaubens verwendete er Flugblätter, weil es den Calvinisten unter hoher Strafe verboten war anderen Predigten als den eigenen zuzuhören. Ein Zitat - Wort an einen böswilligen Menschen - welches die Einstellung des Heiligen verdeutlicht: "Selbst wenn Sie mir ein Auge ausgerissen hätten, würde ich Sie mit dem anderen freundlich anschauen."

Einige Daten aus dem Leben des Heiligen: geboren am 21.8.1567 im Schloss Sales bei Thorens, gestorben am 28.12.1622 in Lyon, 1593 Priesterweihe, 1594 -1598 Missionar im Chablais, 1602 Bischofsweihe in Thorens, 1609 Veröffentlichung der "Philothea" - seines bekanntesten Werkes im deutschsprachigen Raum, 1665 Heiligsprechung, 1877 Ernennung zum Kirchenlehrer.

Im Jahre 1610 gründete er, zusammen mit der Hl. Johanna Franziska von Chantal in Annecy den "Orden von der Heimsuchung Mariä" oder "Salesianerinnen" genannt.

Die "Philotea" zeigt Wege zur Frömmigkeit auf. Zitat: " Die vor mir über die Frömmigkeit schrieben, hatten fast ausnahmslos Leser im Auge, die ein Leben fern von weltlichen Geschäften führten, oder solche, die sie zur Weltflucht bewegen wollten. Ich dagegen will gerade jenen helfen, die in der Stadt, im Haushalt oder bei Hof leben und durch ihren Stand notwendigerweise oft mit anderen zusammenkommen. Bei ihnen findet man oft die irrige Ansicht, ihnen sei das Streben nach Vollkommenheit unmöglich..."

Herr Pfarrer Paula zeigte uns, daß es durchaus möglich ist, im Alltag zu beten - das Streben nach der Vollkommenheit zu praktizieren -, z. B. während der Besichtigung einer Kirche. Zufällig schlug die Turmuhr 12.00 Uhr. Er betete laut den Engel des Herrn. Wir beteten gern mit. Kein Zeitverlust auf der Reise. Ein Gewinn für die Seele. Genau so wie ein Rosenkranz während einer längeren Busfahrt am Ende des Tages, bereits müde von den vielen wunderbaren Eindrücken. Auch das ein Gewinn für die Seele.

Die wesentlichen Orte der Reise:

Anfahrt am Pfingstsonntag mit einem kurzen Stopp in Lausanne (Sitz des Olympischen Komitees, Sitz der Zentrale des Internationalen Roten Kreuzes; Wirtschaft: Zentrale des Unilever-Konzerns), kleine Stadtrundfahrt, Besichtigung der Kathedrale Notre Dame; weiter entlang dem Ufer des Genfer Sees mit Blick auf die gewaltigen Berge des Gotthard-Massivs; durch den malerischen Ort Montreux (bekannt durch internationale Musikfestivals) nach Evian-les-Bains (Mineralwasser aus dem Städtchen ist weltweit erhältlich).

Der gemeine Mensch weiß, daß Wasser zum Waschen und zum Verzehr notwendig ist, wenn genügend davon vorhanden ist, kann man darin schwimmen oder gar mit dem Schifferl fahren. Erstaunlich aber, daß die freundliche Stadtführerin in Evian-les-Bains mehrere Stunden unterhaltsam über Wasser plaudern konnte! So wußte sie wundersame Dinge von Heilungen im 19. Jahrhundert durch den Genuß eben dieses besonderen - ? - Wassers zu berichten.

Mittagspause in Yvoire. Das am Übergang vom Grand zum Petit Lac gelegene mittelalterliche Dorf ist eines der hübschesten Frankreichs. Enge, blumengeschmückte Gäßchen, zwei Stadttore, ein Schloß mit Garten: kurzum eine Postkartenidylle, die völlig dem Tourismus ergeben ist. Anschließend Stadtrundgang in der Kurstadt Thonon-les Bains mit der Besichtigung der Basilika Franz von Sales. Am späten Nachmittag (Pfingstmontag) Eucharistiefeier in der Kapelle des Schlosses von Allinges aus dem 11. Jh. mit dem ältesten Fresko Savoyens. Hier lebte der Heilige während der Missionstätigkeit im Chablais. Sein Hut wird in der Kapelle als Reliquie auf bewahrt.

Eindrucksvolle Stadtführung in Genf (leider ging sehr viel Zeit durch einen gewaltigen Verkehrsstau verloren). Dann folgte Thorens mit dem Besuch der Taufkirche des Heiligen. Das Taufbecken ist noch erhalten. Weiterfahrt nach Annecy und Stadtführung (leider auch hier bei der Einfahrt ein riesiger Verkehrsstau). Annecy: Asylort des Bischofs von Genf, des Hl. Franz von Sales. Die Stadtführerin führte uns durch diese lebendige Stadt, die auch "Venedig Savoyens" genannt wird, an alle wesentlichen Stellen die mit dem Leben des Heiligen in Verbindung stehen.

Fahrt nach Chambery, der einstigen Hauptstadt Savoyens. Stadtführung und Weiterfahrt nach Chartreuse mit der Besichtigung des Klosters, dem ersten Kloster der Kartäuser, errichtet 1084 vom Hl. Bruno von Köln (1030 - 1090) und seinen Gefährten.

Eucharistiefeier an den Gräbern des Hl. Franz von Sales und der Hl. Johanna Franziska von Chantal in der Basilika de la Visitation, oberhalb von Annecy gelegen. Ein Tonband führte uns anschließend durch die in den Jahren 1922 - 1930 erbaute Basilika. Das uns einen prägnanten, umfassenden Einblick in das Leben der beiden Heiligen vermittelte.

Weiterfahrt nach dem Kurort Aix-les-Bains mit anschließender Stadtführung. Dann mit dem Schiff über den Lac du Bourget, einem der wasserreichsten Seen Frankreichs, zur Abtei Hautecombe, der Grablege des Fürsten-/Königshauses von Savoyen. Audioführung durch die Abtei.

Die erste Etappe der Heimfahrt führte nach Plateau d'Assy. In der modernen Kirche aus dem frühen 20. Jahrhundert feierten wir unseren Dankgottesdienst für die tief beeindruckende Reise. Von hier hatten wir einen schönen Blick auf das Mont Blanc Massiv. Als wir in Chamonix am frühen Nachmittag ankamen, verschwand der höchste Berg Europas - 4.808 m - allmählich in den Wolken. Die Reisegruppe teilte sich: Ein Teil fuhr mit der Zahnradbahn zur Eishöhle auf den Berg. Leider war sie geschlossen - neue Eisskulpturen waren im Entstehen, aber noch nicht fertig.

Die andere Gruppe fuhr mit der Seilbahn in atemberaubendem Tempo in einer vollen 65-Personen-Kabine über den hunderte Meter tiefen Abgrund auf den 3.842 m hohen Aiguille de Midi. Viele majestätische, schneebedeckte Berge waren zu sehen - leider nicht der Mont Blanc Gipfel. Dennoch ein Erlebnis, das keiner der Teilnehmer missen wollte. Schneeflocken flogen, von der Thermik getrieben, aufwärts. Die warme Luft aus dem Tal kämpfte mit der kalten in dieser Höhe. Tief beeindruckt von der Schöpfung sangen wir "Großer Gott wir loben dich".

Weiter ging die Fahrt in das Hotel La Porte d'Octodure in Martigny, im Wallis. Am nächsten Morgen über den Grimselpaß nach Luzern in Richtung Pfändertunnel nach München. Zuvor Station in Raron mit dem Besuch des Grabes von Rainer Maria Rilke. Danach noch ein weiterer Stopp in Luzern mit dem Besuch der Jesuitenkirche: Hier wird die Kutte des Hl. Nikolaus von der Flüe, Einsiedler und Mystiker, aufbewahrt. Er verhütete 1481 durch seine Weisheit den Bürgerkrieg unter den Eidgenossen. Der Heilige ist der Landespatron des Halbkantons Obwalden. Beeindruckendes Bauwerk in Luzern: die weltberühmte Kapellbrücke.

Bei dem Grenzübergang in Lindau, zur Begrüßung der bayerischen Patronin, wurde der glorreiche Rosenkranz gebetet und die 1. Strophe der Bayernhymne gesungen (2. und 3. Strophe werden für die nächste Reise eingeübt). Just mit dem Ende des Liedes verließen wir wieder Bayern und erreichten die Grenze zu Baden-Württemberg bei Wangen.

Vieles gäbe es noch zu erzählen. Vielleicht noch dieses: Der heilige Franz von Sales, so wird berichtet, besuchte einmal seine Bischofsstadt Genf. Beim Eintritt in die Stadt antwortete er auf die entsprechende Frage: "Ich bin der Bischof von Genf." Er durchquerte die Stadt und blieb - fast ein Wunder - unversehrt, die Calvinisten taten ihm kein Leid an. Ein anderer Bericht besagt, daß er alle Gemeinden seines Bistums besuchte. Welch eine Mühe, wenn man bedenkt, daß damals nur Esel, Maultiere und Pferde als Verkehrsmittel auf Trampelpfaden zur Verfügung standen! Diese Episoden belegen einmal mehr die außerordentliche Glaubenskraft und vorbildliche Pflichtbewusstsein dieses Heiligen.

Spürbar war, obwohl nicht ausgesprochen, daß der Hl. Franz von Sales uns alle tief beeindruckt hat.

Elisabeth und Hubert Schwarzer

Einige Bilder von der Reise

Die einzelnen Bilder können Sie sich auch in Originalgröße Downloaden.
Dazu klicken Sie mit rechts auf das gewünschte Bild und wählen dann
"Ziel speichern unter..."
 
  In Assy

In Assy

Hautecombe

Hautecombe

Basilika de la Visitation

Glücklich vor der Basilika de la Visitation

 
  Selbstredend

Selbstredend

Führung in Genf

Lebendige Führung in Genf

Nach dem Festessen

Nach dem Festessen