Karlheinz Summerer

Zitate und Texte

 

Oft erzählte Geschichten und moderne Gleichnisse

Der besondere Laden

Ein junger Mann hatte einen Traum. Er betrat einen Laden. Hinter der Ladentheke sah er einen Engel stehen. Hastig fragte er den Engel: "Was verkaufen Sie, mein Herr?" Der Engel gab freundlich zur Antwort: "Alles, was Sie wollen." Da fing der junge Mann sofort an zu bestellen. "Dann hätte ich gern: eine saubere Umwelt, das Ende der Kriege in der Welt, bessere Bedingungen für die Randgruppen in der Gesellschaft, Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, und …." Da fiel ihm der Engel ins Wort und sagte: "Entschuldigen Sie, junger Mann. Sie haben mich verkehrt verstanden. Wir verkaufen hier keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen."

Aus: Geistliche Texte für Feste im Jahreskreis, Seite 58, Heinz Summerer, erschienen im Don Bosco Verlag

 

 
  Die zwei Mönche

"Es waren zwei, Mönche. Die lasen miteinander in einem alten Buch, am Ende der Welt gebe es einen Ort, an dem der Himmel und die Erde sich berühren. Sie beschlossen, ihn zu suchen und nicht umzukehren, ehe sie ihn gefunden hätten.
Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten alle Entbehrungen, die eine Wanderung durch die ganze Welt fordert und alle Versuchungen, die einem Menschen von seinem abbringen können.
Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen, man brauche nur anzuklopfen und befinde sich bei Gott.
Schließlich fanden sie, was sie suchten. Sie klopften an die Tür, bebenden Herzens sahen sie, wie sie sich öffnete. Und als sie eintraten, standen sie zu Hause in ihrer Klosterzelle.
Da begriffen sie: Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, befindet sich auf dieser Erde, an der Stelle, die uns Gott zugewiesen hat."

Aus: Geistliche Texte für Feste im Jahreskreis, Seite 79, Heinz Summerer, erschienen im Don Bosco Verlag

 

 
  Zauberworte

"Wie lauten zwei mitteleuropäische Zauberworte mit je fünf Buchstaben, die Türen und Herzen öffnen?"
B I T T E
D A N K E

Aus einer Sonntagspredigt

 

 
 

U-Bahn-Gedanken

Der Tunnel

"Herr, eigentlich ist ein Tunnel etwas Unheimliches. Ein schwarzes, gähnendes Loch, in das man hineinfährt, darauf vertrauend, dass man auch wieder heraus kommt. Man setzt das selbstverständliche Vertrauen, auf die U-Bahn-Bauer, auf die Verantwortlichen, auf den Fahrer, dass alles gut geht. Und oft genug hört man ja von Ängsten, wenn ein Zug aus irgendeinem Grund in einem Tunnel stehen bleiben muss.
Herr, oft gleicht auch mein Leben einem Tunnel und ich traue mich nicht, auf Menschen, auf Dich, so ganz fest zu vertrauen, dass dieses schwarze Loch nur ein Übergang ist. Denn Du fährst mit meinem Lebenszug mit. Nicht umsonst sagst Du: Fürchte Dich nicht, ich bin bei dir - nicht nur wenn es dir gut geht!"

Aus: U-Bahn-Gebete, Heinz Summerer und Traudl Wehner

 

 
  Nächster Halt ...

"Nächster Halt…" sagt eine Stimme aus dem Lautsprecher. Und ich überlege mir, wo in meinem Leben solche "Stationen - Haltestellen" sind.
"Weiß ich, wo ich austeigen muss, um zur Ruhe zu kommen, wann ich Zeit finde, um zu beten, zu meditieren, mein Leben in Deinen Dienst zu stellen, guter Gott?
Müsste "meine nächste Station" heißen: Telefonanruf bei eine Menschen, von dem ich weiß, er ist einsam oder wäre ein Krankenbesuch schon längst fällig? Sind nicht auch die Sonntage "Stationen" oder "Haltestellen" in meinem Leben, Du menschenfreundlicher Gott, wo ich das "Gepäck der Woche" zu Dir in den Gottesdienst mitbringen darf und erleichtert sowie erfüllt von Deiner Botschaft gestärkt in die neue Wochen gehen kann?
Sei Du "Halt" und "Ziel" in meinem Alltag!"

Aus: U-Bahn-Gebete, Heinz Summerer und Traudl Wehner

 

 
  Umsteigemöglichkeit

Manchmal kann ich einen Ort, eine Straße nur erreichen, wenn ich umsteige. Eine Direktverbindung gibt es nicht. Auch unser Leben verläuft nicht immer geradeaus. Oft bin ich dankbar, wenn ich eine "Umsteigemöglichkeit" finde weil ich auf einem falschen Gleis war.
"Umsteigen" ist keine Schwäche sondern die Möglichkeit, sich auf den richtigen Weg zu machen.
"Lass mich Deine Weisungen erkennen, guter Gott und gib mir den Mut "umzusteigen", wenn ich es nötig habe."

Aus: U-Bahn-Gebete, Heinz Summerer und Traudl Wehner

 

 
  Zurückbleiben

"Zurückbleiben…" Die Türen schließen sich - die U-Bahn fährt davon. Wer hat sich nicht schon darüber geärgert? Und doch - schuld bin ich ja selbst. Warum habe ich mich nicht eher auf den Weg gemacht?
"Zurückbleiben - dass passiert mir bei Dir nie, guter Gott! Du wartest immer auf mich, Du gibst mir täglich neu die Chance, mich mit Dir auf den Weg zu machen. Bei Dir ist "der Zug nie abgefahren". Das ist meine Freude, aus der ich auch leben kann. Gib mir die Kraft, dass ich auch mit meinen Mitmenschen Geduld habe, dass ich keine Türen schließe sondern Verständnis und ein offenes Herz habe, auch wenn es mir manchmal schwer fällt".

Aus: U-Bahn-Gebete, Heinz Summerer und Traudl Wehner

 

 
 

Verschiedene Gebete

Gott gibt Töne, keine Lieder
Gott gibt Worte, kein Gedicht
Gott gibt seinen Geist uns wieder
die Hand, die alles tut: die gibt er nicht

Aus: Geistliche Texte für Feste im Jahreskreis, Seite 72, Heinz Summerer, erschienen im Don Bosco Verlag

 

 
 

Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich
Der Herr freue sich seiner Werke
Ich will singen dem Herrn mein Leben lang
Ich will loben meinen Gott solang ich bin

Nach Psalm 104, 31.33, Lieblingskanon von Herrn Pfarrer Summerer

 

 
 

Geistliche Texte

Sich beschenken lassen

Wer danken will, muss sich als Beschenkter vorkommen. Wer sich nur seiner eigenen Leistung bewusst ist, wird nie DANKE sagen. Gerade unsere moderne Zeit lernt es wieder, die Ursprünge zu schätzen: Die Erde mit ihren Gaben, die Sonne, das Wasser und alles, was sich ohne große technische Verbesserung auftut. Damit sei nichts gegen die Errungenschaften der Neuzeit gesagt - im Gegenteil. Wir müssen sie nur einzuordnen wissen, dann werden sie uns zum Leben verhelfen, ohne uns zu knechten!

Aus: Geistliche Texte für Feste im Jahreskreis, Seite 64, Heinz Summerer, erschienen im Don Bosco Verlag

 

 
  Lebensräume

In den Räumen zwischen Dach und Grund ist Leben; seien es Wohnräume, seien es Versammlungsräume oder Räume des Sports. Wir Menschen sind froh um die Räume, in denen wir leben und uns bewegen können, in denen sichtbar wird, dass wir Menschen sind, die mit ihrem ganzen Menschsein Freude am Leben haben. Diese Räume sind nicht für einen einzelnen geschaffen sondern für mehrere: Sie sollen bewirken, dass wir uns miteinander wohl fühlen, aufeinander zugehen und, wie es in der Heiligen Schrift heißt, "Die Sonne nicht untergehen lassen über unsrem Zorn". Der Friede, der dem Menschen Raum zum Leben gibt, sei hier zu Hause unter dem Kreuz der Erlösung, an dem Jesus Christus "die Mauer der Feindschaft niedergerissen hat, denn er ist unser Friede" (Eph 2,14).

Aus: Geistliche Texte für Feste im Jahreskreis, Seite 75, Heinz Summerer, erschienen im Don Bosco Verlag