Pfarreifahrt Mai / Juni 2010

Heilige Stätten in Umbrien

 

Dem heiligen Fanziskus (geboren 1181 in Assisi, getauft auf den Namen Johannes, von seinem Vater umbenannt auf Francesco) galt unsere Pilgerreise. Die Stätten seines Wirkens wollten wir aufsuchen, seinem Leben, seiner Mystik nachspüren, ihm so etwas näher kommen.

Die Busreise führte über Gossensaß (Südtirol, Besuch der Wallfahrtskirche) über Mantua und Arezzo nach Assisi. Bei einer gemeinsamen Eucharistiefeier - nahe am Grab des Heiligen - mit einer anderen Reisegruppe von Frieden Christi, die mit der Bahn vorausgefahren war, und einem gemeinsamen Mittagessen fühlten sich alle heimisch.

Die Wanderung durch Assisi führte uns zu dem Geburtshaus der Heiligen Klara und zu ihrem Grab. Die Erzählungen vom Leben des Heiligen Franziskus - zunächst Partykönig, dann Bekehrung und radikales Bekenntnis zum Leben in Armut und Gottgefälligkeit - an den historischen Plätzen ließen die immensen Schwierigkeiten der persönlichen Auseinandersetzung des Heiligen mit seinem reichen Vater und den Bürgern Assisis erahnen.

Dieser Umbruch im Leben des Heiligen wurde uns noch einmal während der Besichtigung der Basilika und dem Betrachten des berühmten Bilderzyklus des Malers Ghiottos anschaulich und ergreifend verdeutlicht.

Die herausragenden Stätten an denen bezeugte Ereignisse im Leben des Heiligen stattfanden sind Anziehungspunkte für die Pilger aus aller Welt. Auch wir durften diesen Orten in Ehrfurcht begegnen:

San Damian: Hier erhielt er im Traum den Auftrag zum Wiederaufbau der Kirche. Er baute diese Kirche aus den Ruinen wieder auf. Heute ist in dem später erbauten Kloster ein Museum untergebracht.

Rivotorto: Es war der erste Ort, an dem er mit seinen Gefährten in Armut lebte.

Portiuncula - heute überbaut mit der Kirche Santa Maria degli Angeli. Portiuncula war der Ort, an dem sich der Heilige niederließ, als er aus Rivotorto vertrieben wurde. Hier nahm er die heilige Klara in die Gemeinschaft auf. Weil wir nebenan im Hotel wohnten, konnte der Ort bei den Frühgottesdiensten besucht werden. Was auch geschah.

Greccio: Im Jahr 1223 feierte Franziskus hier mit der armen Bevölkerung das Weihnachtsfest und ließ in einer kleinen Felsenhöhlenkirche alles so gestalten wie es das Evangelium vom Stall und der Krippe erzählt, um den Menschen zu demonstrieren, in welche Umgebung Gottes Sohn hinein geboren wurde.

Gubbio: Hier zähmte er der Sage nach einen bösen Wolf.

Bevagna: Die Predigt an die Vögel fand hier statt.

Fonto Colombo: Ein kleines Kloster. Es hält die Erinnerung an den Ort wach, an dem er seine zweite und bis heute gültige Regel schrieb - 1223 von Papst Honorius III bestätigt. Unterhalb der Kirche befindet sich der Raum, in dem die "Augenoperation" stattfand, bei der ein glühendes Eisen in die Schläfe des Franziskus gedrückt wurde.

Ein Ausflug führte uns nach Norcia (Nursia), dem Geburtsort des heiligen Benedikt (geb. 480, gest. 547) und seiner heiligen Zwillingsschwester Scholastika (gest. 542).

Der Besuch beim heiligen Antonius (geb. 1195, gest. 1231, Portugiese, erst Augustiner Chorherr, seit 1220 Franziskaner) in Padua durfte nicht fehlen. Ein Heiliger, der allen Suchenden hilft, oft auch bei der Partnersuche für eine gute Ehe behilflich ist. Seine Verehrung durch sein segensreiches Wirken war so groß, daß er bereits 11 Monate nach seinem Tod auf massives Drängen seiner Anhänger heilig gesprochen wurde.

Bei aller stillen Einkehr und Besinnung kamen die profanen Dinge nicht zu kurz. Gutes Essen und Trinken, sowohl in den Restaurants als auch bei den arrangierten Picknicks in der wunderbaren Landschaft erfreuten uns.

Ein besonders Erlebnis war der Besuch in einer Ölmühle für hochwertiges, naturbelassenes Olivenöl in Montefalco. Es wurde verständlich, warum hochwertiges Olivenöl einige Euro mehr kostet als "Ramschöl": Beginnend mit der Handauslese der Oliven (Trennen nach reifen und unreifen/verdorbenen Früchten), langsames, schonendes Mahlen der Früchte damit sie nicht zu warm werden, ebenso schonendes Pressen des Breis und sorgfältiges Trennen des Öls von dem Wasser. Der ausgepreßte Brei, in dem sich noch Öl befindet und das Wasser wird zur Weiterverarbeitung verkauft. Daraus entsteht, im Prinzip, "natives Olivenöl".

Hier, in der Ölmühle, konnten wir bei einem frischen Salat das köstliche Olivenöl schmecken, den biologisch erzeugten Wein verkosten (zwei Weißweine und zwei Rotweine), zum Nachtisch die schmackhaften Cantuccini in den Rotwein tunken - eine bis dahin unbekannte Köstlichkeit. Die landestypische Brotzeit wurde mit einem Espresso abgeschlossen. Ein Stückchen umbrische Lebensart bleibt in der Erinnerung.

Der Name Montefalco soll daher kommen, dass Kaiser Friedrich II. hier seine Falken fliegen ließ. Gleichsam auf einem Balkon liegt dieser Ort über dem weiten Tal. In einem riesigen Gelände kann der Greif seine Beute aussuchen - sicher hervorragend für die Falkenjagd geeignet.

Überraschend wurden wir in Bevagna zum Besuch einer Glockengießerei und einer Manufaktur für die Herstellung von Büttenpapier eingeladen. Faszinierend eine solche mittelalterliche Handwerkskunst erleben zu dürfen.

Darüber hinaus beeindruckten uns die mittelalterlichen Städte, und die unsagbar schönen Gemälde in Spello und Montefalco. Spello hatte sich auch für den alljährlichen Blumenwettbewerb geschmückt.

In Gubbio wurden wir, ähnlich wie in Bevagna, von einem sehr angenehmen Ereignis überrascht. Wir gerieten in das Traditionsfest des "Corsa dei Ceri" (Fest der Kerzen), an unserem Besuchstag das Fest für die Kinder. Für die Erwachsenen findet das Fest immer am 15. Mai statt. Drei Mannschaften aus den einzelnen Stadtteilen tragen im Wettlauf fünf Meter lange Kerzen auf den Monte Ingino. Auf den Kerzen befindet sich jeweils eine Statue des heiligen Ubald, des Stadtpatrons, des heiligen Antonius von Padua und des heiligen Georg. Antonius und Georg dürfen nie gewinnen, so will es die Tradion. Wir konnten teilhaben an diesem farbenfrohen, fröhlichem Fest mit vielen jugendlichen Musikkapellen. Die Kinder tragen, wie wir uns überzeugen konnten, kleinere Kerzen durch die Stadt.

Durch das Brentatal, mit einer Station in Grappa (mit einer Kostprobe des Getränkes gleichen Namens) ging es zügig heimwärts. Beim Überqueren der bayerischen Grenze sangen wir die drei Strophen der Bayernhymne - Ausdruck unserer Freude für eine erlebnisreiche Reise und eine gute Heimkehr.

Hubert Schwarzer

 

Einige Bilder von der Reise

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  Sterzing

Sterzing

Gossensaß

Gossensaß

Mantua - Rigoletto

Mantua - Rigoletto

 
  Assisi - Basilika San Francesco

Assisi - Basilika San Francesco

Assisi - Dom San Rufino

Assisi - Dom San Rufino

Assisi Basilika Santa Chiara

"Assisi - Basilika Santa Chiara"

 
  Rivotorto

Rivotorto

Picknick in Greccio

Picknick in Greccio

Greccio - Zellentrakt

Greccio - Zellentrakt

 
  Gubbio - Kerzenfest

Gubbio - Kerzenfest der Kinder

Gubbio - mittelalterliches Gewölbe

Gubbio - mittelalerliches Gewölbe

Bevagna - Glockengießerei

Bevagna - Glockengießerei

 
  Montefalco

Montefalco

Padua - Basilika

Padua - Basilika

Grappa

Grappa